Von der
Lust, Gott, auf die Schliche zu kommen –
„Geheimnis
des Glaubens“ – efa 1.2.2009
Geheimnis des Glaubens, auf die Schliche kommen, Lust – klingt spannend und
originell.
Denn
Geheimnisse sind was wert, klären was, machen neugierig. So neugierig, dass es
ja das Sprichwort gibt, dass jeder Mensch ein Geheimnis für sich behalten kann
– und zwar so lange … so lange er nicht weiß, dass es ein Geheimnis ist.
Geheimnisse
sind wegweisend, leuchten etwas aus und stellen es klar – oder kennen Sie nicht
das Geheimnis einer glücklichen Ehe? – Vier Worte: „Du hast recht, Liebling!“ Herr Direktor, am Telefon
fragt ein Herr nach einem Termin, um sie nach dem Geheimnis ihres Erfolgs zu
befragen. Was wollen Sie antworten?" "Hm, kommt darauf an – ist der
Herr von der Presse oder von der Polizei?"
Nähern
wir uns mal diesem Geheimnis – und überlegen, wie wir ihm nicht auf die
Schliche kommen … - in zwei Schritten, die schon die ältesten Theologen immer
wieder unterschieden haben – Fides qua und Fides quae. Der Glaube, mit dem
geglaubt wird. Und: Der Glaube, der geglaubt wird. Wie wir glauben – und was
wir glauben.
1. Das Geheimnis, wie wir
glauben
1.1. Nicht vermuten
An
zwei Stellen wird dieses „ich glaube“ ständig ausgesprochen – und bedeutet nix genaues weiß man nicht. Bei
der Wettervorhersage – und bei den Wirtschaftsprognosen. Man mag fast denken:
Wenn Wirtschaftsexperten das Wetter voraussagen würden - und Meteorologen die
wirtschaftliche Entwicklung... Wären wir dann schlechter dran?
Und
in den nächsten Monaten werden dann auch noch die Wahlprognosen wieder dazu kommen.
Wirtschaftsprognosen
– Aktien! Wer kann es sagen? Bsp. Fondsentwicklung – Stopp Loss.
Ist
das Glaube? Vermuten, aber auch schon vermuten, dass es vielleicht nicht
stimmen könnte, aber an was muss man ja glauben …?
Sicher nicht das: -
Mensch, wie sind denn sie hier ins Gefängnis gekommen? Das lag an meinem
Glauben. – Was, am Glauben? – „Ja, ich habe felsenfest geglaubt, die Bank hätte
keine Alarmanlage.“
1.2. Kein Selbstvertrauen
Ich
glaube an mich selbst! So gibt es einer von sich.
Wirklich,
da sagt ihm der andere. Im Bus halten Sie sich beim Fahren in der Kurve auch
nicht an der eigenen Krawatte fest, sondern an einer Schlaufe. Sonst ist das
alles kein Problem auf der Gerade, und sie haben sogar Haltung bewahrt. Was
aber nicht stimmt, ist der Halt. Wenn mal etwas aus dem Ruder läuft. Wer hält
mich dann? Dazu brauche ich Glaube und nicht Glaube an mich. Selbstvertrauen
genügt da nicht.
1.3. Sich anvertrauen
Glaube
ist ein Geheimnis – ein offenes Geheimnis. Es bedeutet, unser Vertrauen auf
Jesus Christus zu setzen. Auf ihn als Person und auf das, was er für uns getan
hat. John Patton, ein Schotte aus Dumfriesshire, ging im neunzehnten Jahrhundert
zu den Neuen Hebriden, einer Inselgruppe im Südwestpazifik, um dort den
Menschen von Jesus zu erzählen. Die Leute dort waren Kannibalen und lebten in
ständigem Misstrauen. John Patton arbeitete an einer Übersetzung des
Johannesevangeliums, aber er kam nicht weiter. Er fand keine Übersetzung für
die Worte glauben und vertrauen, weil es dafür in ihrer
Sprache keinen Begriff gab. Als Kannibale vertraut man nämlich niemand...
Eines
Tages, als ihn einer der Inselbewohner besuchte, lehnte sich John Patton ganz in seinen Stuhl
zurück, hob die Füße vom Boden hoch und fragte ihn: "Was mache ich gerade?" Die Antwort
war ein Wort, das soviel bedeutet, wie "sich mit ganzem Gewicht auf etwas
lehnen". Dieses Wort verwendete er dann für die Begriffe Glauben und Vertrauen. Und damit sind wir bereits bei DEM
Geheimnis des Glaubens – dies ist nämlich … kein wie, kein Gefühl, kein Thema,
keine Unlust, sondern … eine Person: wir glauben … nicht einfach – wir glauben
immer an jemanden/etwas. Pisteuein epi – so heißt das im Griechischen und im
Deutschen hat man das nachgebildet, indem man ein Wort für Glauben gefunden
hat, das eben dies ausdrückt, dass es um eine Person geht: glauben, glouwen,
geloben, - sich verloben, also seine feste
Absicht bekunden, ein Leben lang zusammen zu sein. Sich anvertrauen.
2. Das Geheimnis, wem wir
glauben
Zusammengefasst
in einem der ältesten Bekenntnis-Texte der Christenheit, ehemals bekannt bei
Taufgottesdiensten als Inhaltsangabe unseres Glaubens.
In
dem zweiten Teil besonders lang,
besonders gewichtig. Der längste! Welcher? Leicht zu merken, der, bei dem die
Konfirmandinnen und Konfirmanden flehentlich bitten, dass sie ihn auf zwei Mal
lernen dürfen.
Ich glaube an Jesus Christus, seinen eingeborenen
Sohn, unsern Herrn.
Empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der
Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben
und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage
auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen zu richten die Lebenden und
die Toten.
Woran
glauben wir – an Jesus. Und der ist:
2.1.
Glauben an Jesus - Keiner von uns
Es
fängt gleich lustvoll und heftig an:
„Seinen eingeborenen Sohn - empfangen
durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria!“
Unsere Schwierigkeiten damit sind nicht größer als die Marias selber. Sie fragt
schlicht und einfach, und bis heute weiß keiner eine Antwort darauf – außer
die, die es gar nicht glauben können: „wie soll das zugehen?“
Warum
aber ist das so wichtig? Wäre es nicht so, dann wäre es nicht Gott, der in
unsere Welt tritt. Sondern dann blieben Mensch und Gott letztlich doch zwei
paar Stiefel. Dann wäre Jesus ganz einer von uns – und nicht mehr. Dabei ist er
das – ganz einer von uns, und zugleich keiner von uns. Gott eben! Gott tritt
wahrhaft in unsere Welt, in unsere Geschichte ein – ist das nicht noch viel
erstaunlicher als die Erschaffung der Welt aus dem Nichts? Wie sollte die Natur
aus sich selbst das zuwege bringen? Nur Gott selbst konnte dieses Wunder aller
Wunder vollbringen – und das ist der Grund, warum er auch das Wunder der
Menschwerdung vollbringen konnte, ebenfalls aus dem Nichts, Unvorstellbar.
Und
doch so wichtig, denn nur dadurch konnte er werden, was er ist:
2.2.
Glauben an Jesus - Einer für uns
Seltsam,
jetzt macht das Glaubensbekenntnis einen großen Sprung. Nach der Geburt kommen
nicht die Wunder, nicht die Predigt, nicht die Heilungen, nicht die Jüngergeschichten.
Es ist alles verdichtet auf das hin, was Jesus als Erlösung für uns getan hat.
Nur das Substantiellste wird bekannt. Das Wichtigste. Und wir tun gut daran,
beim Glauben und in unserer Gemeinde auch bei vielem anderen immer wieder das
Wichtigste in den Mittelpunkt zu stellen.
Lassen
Sie es mich praktisch machen: wir könnten noch viel tun. Wir könnten Gymnastik
für Ältere anbieten. Wir könnten einen Aufenthaltsraum für die Jugendlichen
einrichten. Wir könnten Männerkochkurse durchführen und
Frauen-Selbsterfahrungsgruppen gründen. Wir könnten einen Künstlerwettbewerb
zugunsten des Gemeindehauses starten. Wir könnten … - aber weil wir glauben,
bleiben wir immer wieder bei aller Vielfalt beim wichtigsten Thema – und
bringen das überall mit ein. Bei Älteren und Jugendlichen, bei Frauen und
Männern, und in Bezug auf unser Gemeindehaus: Ich glaube an Jesus Christus …
… gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt,
gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes …
Jetzt
sind wir beim Kern dessen, was hier bekannt wird. Seither ging es um
Ewigkeiten, jetzt geht es um Stunden und Tage. Gelitten, gekreuzigt, gestorben,
begraben. Stunden, Tage: die Mitte ist das.
Gelitten.
Was hat Jesus gelitten. Und zwar am allermeisten daran, dass wir Menschen seine
Barmherzigkeit, seine Liebe, seine Botschaft zurückgewiesen haben und zurückweisen.
Dass uns Jesus gleichgültig ist. Das ist sein größtes Leiden. Und dafür steht
stellvertretend Pontius Pilatus. Er hat ihn verurteilt. Womit? Mit seiner
scheinbaren Unschuld und Gleichgültigkeit. Das ist das Schlimmste. Nicht der
verblendete Hass der Religiösen. Nicht „gelitten unter den Pharisäern“. Sondern
„gelitten unter Pontius Pilatus“, der sagt: ich finde nichts an ihm. Ich wasche
meine Hände in Unschuld. An diesem und an mir leidet Jesus.
Gekreuzigt,
gestorben, begraben. In diesem Dreiklang wird Gottes Wesen, wird Jesu Art
offenbar. Seine Liebe ist größer als alle Enttäuschungen, die sie erlebt. Sein
Opfer ist größer als alle Ungerechtigkeiten, gegen die es angeht. Und macht
ganz gerecht. Sein Sterben - bis hin zum ganz öffentlich Gewordenen: doch, der
ist tot, den hat man begraben, das Grab kann man sehen und besuchen – sein
Sterben ermöglicht uns das neue Leben für ihn.
Das
hat er getan. Trug sein Kreuz – und brach darunter zusammen, in Liebe und
Ohnmacht. Verlor seine Kleider – und bat für seine Feinde – „Vater, vergib
Ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“. – in Liebe und Ohnmacht. Schrie auf
im Todesschmerz– und schrie es heraus: „Es ist vollbracht!“ In Ohnmacht und
Liebe. Denn die Liebe hat gesiegt. Das alles hat er für uns getan. Und dazu
bekennen wir uns.
2.3.
Glauben an Jesus - Einer vor uns
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen zu richten die Lebenden und
die Toten.
Was
hat er uns alles voraus? In was geht er uns voran?
Zum
einen ist er auferstanden. Am dritten Tage, nach keinen 48 Stunden, ist er
frei. Lebendig.
Und
er hat uns noch eins voraus. Er lebt in der ewigen Gegenwart Gottes. Das ist
doch der Himmel – nicht das Blaue über uns, wo Gott, der allmächtige Vater auf
dem Thron sitzt und regiert. Der Thronsaal Gottes. Dort ist er mit gegenwärtig.
Was ist seine Aufgabe dort, auf dem rechten Ehrenplatz neben Gott? Er bittet
für seine Leute – wie es der Hebräerbrief großartig schildert. Er ist ständig
dazu da, sich für uns zu verwenden, wie es dort heißt. Immer wieder neu seine
Anliegen für uns vor Gott zu bringen. Das ist das Größte. Nicht nur zu diesem
Gott auf dem Thron im Himmel beten zu können, sondern seine mächtige Fürbitte
für mich persönlich zu erfahren: „Ich aber habe für Dich gebeten, dass Dein
Glaube nicht aufhöre“. Das macht der mächtige Gottessohn. Dort ist er uns
voraus.
Und
noch eines hat er uns voraus. Er kommt zurück.
von dort wird er kommen Das ist doch völlig klar. Er
KANN seine Leute nicht allein lassen. Welche Rabenmutter wäre das, die sagt:
warte hier, ich hole mal eben … - und dann nicht mehr kommt.
Jesus
ist anders. Er spricht von den Wohnungen bei seinem Vater. Viele Wohnungen
frei. Keine Schrottimmobilien. Sondern da ist der himmlische Wohneigentümer und
lädt uns ein in sein ewig betreutes Wohnen.
Doch
eines gibt es, wenn er kommt: er wird darüber urteilen, wie das Wohnrecht
erlangt werden kann. Und ob wir es zu Recht beanspruchen.
Von dort wird er kommen zu richten die Lebenden und
die Toten.
Keiner
kommt daran vorbei. An Jesus kommt keiner vorbei – Sie kennen diesen Spruch aus
der Telefonzelle aus Schalke – Gelsenkirchen. Da hat einer hin geschrieben: An
Jesus kommt keiner vorbei – und einer drunter gekritzelt: Außer Stan Libuda.
Der Dribbelkönig im Schalke der 60er und 70er. Nein, auch der kommt nicht
vorbei. Gerade mit dem, wie er dann auch abgeglitten ist. Bereits verstorben.
Gott wird ihm gerecht. Das bedeutet ja richten. Gerechtigkeit finden.
Und
für uns alle ist dieses Urteil schon heute absolut vorhersehbar. Es hängt an
einer einzigen Sache, die wir bereits weit vorher im Glaubensbekenntnis, in
diesem Artikel, bekannt haben. Wenn das so für uns stimmt, dann ist alles
recht. Dann haben wir nämlich diesen Richter auf unserer Seite als unseren
Retter.
Welcher
Teil ist das?
An
Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, …
UNSERN
HERRN!
Wie
fasst es Martin Luther zusammen? Ich glaube, dass Jesus Christus, wahrhaftiger
Gott … - und wahrhaftiger Mensch …, sei mein Herr. Der mich verlorenen und verdammten
Sünder erlöst hat.
Das
ist es. Wenn wir das meinen, wenn wir bekennen: unsern Herrn, dann ist alles
recht. Dann können wir uns nur freuen, was Jesus uns voraus hat. Und noch mit
uns vorhat.
Bekennen
wir uns dazu!
Amen.
Glaubensbekenntnis
Ich
glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der
Erde.
Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn,
unsern Herrn.
Empfangen
durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten
unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen
in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren
in den Himmel;
er
sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
von
dort wird er kommen zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich
glaube an den Heiligen Geist:
die
heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung
der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben.
Fürbittengebet
Herr,
heiliger und ewiger Gott, wir bitten dich:
Lass
uns das Geheimnis deiner Gottheit erkennen, damit wir dich in deiner
Herrlichkeit anbeten können.
Erhöre
uns durch Jesus Christus, der mit dir und dem Heiligen Geist Himmel und Erde
regiert.
Allmächtiger
Gott, du bist Anfang und Ende der Zeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Wir danken
dir, dass du uns dein Herz aufgetan hast, so weit, dass die ganze Welt darin
Platz hat. Mach darum auch unsere Herzen weit, nicht zu schalen Entschuldigungen
des Bösen und der Sünde dieser Welt, aber zu der großen Hoffnung über dem
dunklen Elend unsrer Zeit.
Herr
Jesus Christus, wie gut ist es, dass du der Richter sein wirst, der du unser
Fürsprecher und Anwalt bist. Wir freuen uns auf den Tag, an dem du diese
zerbrochene Welt umfassen und heilen wirst, an dem alle deine Feinde zu deinen
Füßen liegen werden und alle Zungen dir zugestehen werden, dass alles in dir
besteht und es nichts Besseres gibt, als dich walten zu lassen...
Herr,
Heiliger Geist, gib uns die Kraft, bis auf jenen Tag
auszuhalten. hilf uns, bei dir zu bleiben, deiner Gemeinde die Treue nicht zu
kündigen.
Vater,
Sohn und Heiliger Geist, du hast uns [mit dir] versöhnt, lass deine Versöhnung
doch bald diese ganze Welt erobern. Dein Reich komme. – Ja, bald!
Wie
wir es auch zusammenfassend weiter gemeinsam beten:
Vater unser
Vater
unser im Himmel. Geheiligt werde Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib
uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern
Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem
Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die
Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.