Salz
fürs neue Jahr
(Matthäus
5,13)
Typisch Bergpredigt. Ganz klar – radikal, spricht
Jesus.
Von unserem Leben im neuen Jahr – und er nimmt dazu
einen Vergleich, der für uns auf der einen Seite sehr anschaulich, auf der anderen
Seite absolut sprechend ist: Salz.
Matthäus 5,13: „Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun
das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze,
als dass man es wegschüttet und lässt es die Leute zertreten.“
1.1. Die Verheißung: Wertvolles Salz.
1.2. Der Auftrag: Würziges Salz.
1.3. Die Warnung: Wirksames Salz?
1.1. Die Verheißung: Wertvolles Salz.
Wussten Sie, liebe efa-Gemeinde, dass meine vorige
Gemeinde beinahe nicht Rielingshausen, sondern Rielingshall geheißen hätte als
Ort? Das ist sensationell – denn diese Orte wurden reich und berühmt: Bad
Friedrichshall, Schwäbisch Hall, Bad Reichenhall und Hallein.
So auch ein kleiner Ort bei Marbach am Neckar.
1561 war es soweit. Aus irgendeinem nicht mehr
rekonstruierbaren Grund geben einige Leute den Auftrag, unten an der Murrbrücke
Richtung Marbach nach Salz zu suchen. Ein bis zu drei Meter tiefer Kleinstollen
wurde gegraben. Heute wissen wir, dass die Leute nur
Es war nicht möglich – so sehr man sich bemühte. Denn
man stieß auf Grundwasser, auf Murrwasser. Der Schacht lief ständig voll.
Salz, gesucht und begehrt. Nicht nur, dass man an der
Schweißbrücke drei Meter tief nach Salz grub. Nein, durch diesen kleinen Ort
geht auch die Salzstraße von Hall nach Stuttgart, die genau diesen Namen trägt,
bis hin dazu, dass es ein Gewand „Salzgütle“ entlang der ehemaligen Salzstraße
gibt.
Schauen Sie sich die Salzstädte an, wie reich die
geworden sind.
Salzgütle, daran kann man noch einmal sehr schön
erklären, was zur Zeit Jesu noch mehr stimmte als im 16. Jahrhundert – ganz
anders als heute, wo man für 19 Cent das Pfund Salz im Supermarkt bekommt:
Salz ist wertvoll, Salz ist kostbar.
Es ist kein Zufall, dass Jesus gerade mit Salz seine
Nachfolger vergleicht.
So verheißt er ihnen Wert und Würde.
Die, welche Jesus nachfolgen, sind ihm unendlich viel
wert.
Haben Sie in diesem Licht einmal Ihr Christsein
gesehen. Dass es die Eigenschaft Ihres Lebens ist, die den größtmöglichen Wert
ausmacht?
Was macht den Wert von Salz aus?
Damals sicher auch, dass es selten und schwer
abzubauen war. Dann, dass es praktisch überall drin und überall zu gebrauchen
ist. So ein echter Grundstoff, der nicht wegzudenken ist.
So grundsätzlich wichtig sind Jesus seine Nachfolger.
Nicht wegzudenken in dieser Welt. Das ist kein Eigendünkel, sondern die
Wertschätzung durch den Gottessohn.
Denken wir noch einmal an die Eingangsgeschichte
zurück. Was haben sich die Leute Mühe gemacht, Salz zu finden!
Und wissen Sie, wenn das so wichtig ist, dann im Bild gesprochen,
mache ich mir doch auch alle Mühe, ein Nachfolger Jesu Christi zu werden.
Ich brauche mir nicht einmal alle Mühe zu machen.
Jesus spricht es jedem einzelnen heute Morgen zu: „Ihr seid Salz der Erde.“ Es
gehört nichts dazu, als einfach zu sagen: diesem Jesus, diesem Gott will ich
gehören. Er soll der Chef meines Lebens sein. Dies zu vollziehen, macht unser
Leben unendlich wertvoll.
Kostbares Salz. Und dann folgen die Aufgaben, die Salz
hat.
1.2. Der Auftrag: Würziges Salz.
Salz würzt. Das Salz in der Suppe.
Oder das Salz im Brot. Ohne Salz ist es fad. Haben Sie
schon mal Brot ohne Salz gegessen? Ein Brot ohne Salz, wie schmeckt das?
Wie eingeschlafene Füße.
Da fehlt das Entscheidende.
Und so fehlt ohne Christen in unserer Welt auch das Entscheidende.
Auch das Salz im Brot.
Ohne dies wäre unser Leben und unsere Welt fad.
Solches Brot ohne Salz esse ich vielleicht mal. Aber
es widersteht mir. Ich will es eigentlich nicht. Ich kann’s nicht brauchen.
Mich wundert schon, dass so viele dennoch sich mit
einem Leben ohne Salz begnügen. Mit einem Leben ohne die Würze des
Christentums.
Salz ist ja nicht nur für den Geschmack da, sondern
dieser Geschmack hält auch gesund.
In Maßen genossen, muss Salz unbedingt sein. Es bindet
Wasser und entzieht Feuchtigkeit. Die ganze Fähigkeit des Menschen zu schwitzen
wird zum Beispiel auch über Salz gesteuert.
So eine lebenswichtig würzende Wirkung legt uns Jesus
ans Herz.
Im Salz kommen, und das ist mit ein Grund für seine
Würze, zwei Stoffe zusammen, die für sich je gefährlich klingen, aber gemeinsam
Großes leisten.
Mehrere deutsche Institute wiesen etwa zur gleichen
Zeit hohe Konzentrationen von NaCl im Kochsalz nach.
Sie schlugen jetzt Alarm, nachdem festzustehen
scheint, dass so gut wie alle europäischen Salzwerke betroffen sind. Ob auch
das aus Meerwasser gewonnene Kochsalz diese Chemikalie enthält, wird zur Stunde
geprüft. Das Bundesgesundheitsamt hält es für wahrscheinlich, will den
Ermittlungen aber nicht vorgreifen.
NaCl bedeutet "Natriumchlorid"; es ist also
eine Natrium-Chlor-Verbindung. Natrium ist ein hoch aggressives Element; es
darf nicht einmal in normaler Raumluft gelagert werden; direkter Hautkontakt
ist unbedingt zu vermeiden und kann zu schweren Verätzungen führen.
Und was Chlor ist, weiß heute jedes Kind. Man gibt es
dem Wasser in Badeanstalten zu, verwendet es zur Herstellung von
Reinigungsmitteln und setzt es in Form von Chloroform zur Betäubung ein, um nur
einige Beispiele zu nennen.
Und so etwas im Kochsalz?
Da fasst man sich doch an den Kopf und versteht die
Welt nicht mehr.
Wie kam das NaCl ins Kochsalz? Warum wurde es erst jetzt darin entdeckt? Wer
sind die Verantwortlichen? Das sind die Fragen, deren schnelle Beantwortung die
Öffentlichkeit jetzt mit Nachdruck fordert.
Der Bundesgesundheitsminister: "Wir werden die
Sache rückhaltlos aufklären."
Der Oppositionsführer: "Es gibt für uns keinen
Zweifel, dass die Bundesregierung auch hier wieder versagt hat."
Dr. Salinowsky vom Verband Deutsches Salz:
"Natriumchlorid war auch früher schon im Kochsalz."
"Also schon wieder Verschleierungstaktik!",
argwöhnen die Bürgerverbände, (wenn sie nicht gerade schon Verbände für oder
gegen Treppen gegründet haben und anderes zu tun) sie vermuten atomare
Aufspaltung des Salzes durch bis in große Tiefen reichende Strahlung aus den
Kernkraftwerken.
Die Welt hält den Atem an, da droht schon der nächste
Skandal: Bei Untersuchungen des Oeko-Instituts Hamburg wurden in Bier
erschreckend hohe Konzentrationen von Ethanol nachgewiesen!
Wo können wir sie in der nächsten Woche einbringen?
„Ihr seid das Salz der Erde“, sagt Jesus und meint
damit in der Mehrzahl also die Gemeinschaft seiner Nachfolger. In dieser
Gemeinschaft sind sie Salz. Nicht nur einzelne Salzkörner, sondern gemeinsame Würze.
Das heißt doch, dass der Besuch christlicher
Veranstaltungen ein Stück Salzsein bedeutet. Ein Stück Würze in unserer Welt.
Hier Gemeinschaft zu erleben, das macht würzig. Das setzt Zeichen in unserer
Welt. Wie oft sind Sie regelmäßig dabei – zum Beispiel beim Gottesdienst – oder
in einer christlichen Gruppe. Wo wird das bei Ihnen praktisch? Bin ich Salz,
dann will ich auch als Salz erkannt werden und leben.
Übrigens: Salz kann ich nicht nur im Salzstreuer sein,
sondern dazu gehört Bewegung. Das Salz muss zur Erde kommen. Salz der Erde
werden. Und zwar gerade als Gewürz.
Also nicht sich auflösen und fad wie die Suppe werden,
sondern Salz bleiben und die Suppe würzen.
Es gibt so viele Möglichkeiten, Würze in unsere
Umgebung zu bringen.
Welche halten in einer privaten Diskussion einfach
dagegen, wenn es um christliche Werte geht. Um die Wahrheit zum Beispiel. Dass
ich nicht einfach kapituliere und resigniere und sage, das gehört beim
Geschäftsleben dazu. Ich muss einfach bestimmte Aussagen hindrehen. Das wird
die Diskussion würzen.
Überlegen Sie sich selbst: wo kann ich in meiner
Familie, meiner Umgebung, in unserer Gesellschaft würzen, Salz sein? Salz! Salz
der Erde – und nicht Schmalz der Welt. Der Welt!
Jesus gibt eine Verheißung. Wertvolles Salz. Jesus
gibt einen Auftrag: Würziges Salz. Und er spricht als drittes eine Warnung aus:
1.3. Die Warnung: Wirksames Salz?
„Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll
man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt
es die Leute zertreten.“
Kann Salz nicht mehr salzen?
Unmöglich! Eigentlich ...
Dem Rabbi Jehoschua ben Chananja werden einmal eine
Menge unsinniger Fragen gestellt. Unter anderem auch die Frage: „wenn das Salz
verdirbt, womit salzt man es?“
Er antwortet: „mit den Nachgeburt einer Eselin, die
nie ein Eseljunges geboren hat.“
Ja, hat denn diese Eselin eine Nachgeburt?, fragen die
verdutzten Fragesteller.
Und jetzt antwortet der Jude wie so oft mit einer
Gegenfrage: „Verdirbt denn Salz?“
„Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man
salzen?“
Wörtlich eigentlich, und das macht die Frage noch viel
absurder, wie es Jesus ja auch erreichen will: „womit soll man es – das Salz –
salzen?“
Stellen Sie sich die Situation beim Frühstück vor: Ihr
Ehepartner erbittet sich das Salz – aber er streut es nicht über das
Frühstücksei, sondern über den daneben stehenden Salzstreuer, der schon auf dem
Tisch vorhanden ist.
Salz salzen, so ein Quatsch!
Es wird nie unwirksam.
Eigentlich ...
Eigentlich macht Salz haltbar. Eigentlich bewahrt und
konserviert es.
Und wenn doch das Unmögliche geschieht?
Jesus stellt heute Morgen eine ganz ernste Frage an
mein Leben. Was ist, wenn dieses Leben die Wirkung eines Christen nicht mehr
hat?
Unmöglich! Dekan, Christ, und doch nicht wirksam!
Unmöglich! Kirchengemeinderat, Christ, und doch nicht
wirksam ...
Unmöglich, Kirchenbesucher, Christ, und doch nicht
wirksam ...
Jesus endet knallhart: dann weg damit! Diesen
Widerspruch in sich wird Gott nicht übersehen. Er spricht dabei in Worten, die
er immer verwendet, wenn er das letzte Gericht, diese letzte Schlussrechnung
eines Lebens vor Gott anspricht.
Prüfen wir heute Morgen:
Bin ich Salz? Nicht nur dem Namen, sondern auch der
Wirkung nach.
Und bitten wir Gott, weil er es doch verheißt: mach
mich zu Salz. Wertvoll, würzig, wirksam. Ganz.
Amen.