Gottesdienst „Einer-für-alle“, Lemberggemeindehaus, 7.
Oktober 2007
Im Glauben leben –
Glaube (nur) in der Kirche – oder Glaube (auch) im Alltag?“
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„Im Glauben leben“ das ist das Thema heute. Ich habe die beiden Begriffe „Glaube“ und „Leben“ gestern mal bei Google im Internet in die Suchmaschine eingegeben. Und ich war überrascht, wie viele Treffer es gab. „Im Glauben Leben“ scheint ein Thema zu sein, das viele Menschen interessiert. Es gibt beispielsweise ein Gesprächsforum „Glauben und Leben“, eine Internetseite „www.leben-und-glauben.de“ und das Erzbistum Mainz gibt eine Zeitschrift heraus mit eben diesem Titel „Glaube und Leben“ (zum monatlichen Bezugspreis von 6,25 Euro frei Haus).
Offenbar gehören der Glaube an Gott und das Leben in dieser Welt, das Leben im Alltag mit allem, was dazu gehört, gar nicht selbstverständlich zusammen, sonst wäre das ja kein so großes Thema. Auf der anderen Seite – auch das macht das große Interesse am Thema deutlich – empfinde es viele als ein Ziel, Glauben und Leben zusammenzubringen.
Im Glauben leben – wie geht das? – Von seinem Wesen her, hat der Glaube eigentlich immer schon etwas mit dem Leben zu tun. Denn und das ist mein erster Gedanke zum Thema:
Der Glaube ist das
Für-wahr-Halten einer lebensverändernden Botschaft
Der Glaube ist zunächst das Für-wahr-halten. „Daran glauben wir“ heißt die Broschüre der evangelischen Landeskirche in Württemberg, an der die efa-Gottesdienste in diesem Jahr entlang gehen. Daran glauben wir – die Botschaft, die hier drin steht, halten wir für wahr.
Die Botschaft, die der Glaube für wahr hält, fasst der Apostel Paulsu ganz kurz und knapp zusammen in einem seiner Briefe. Die Botschaft sei folgende, sagt Paulus, nämlich:
Dass Christus
gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; 4 und dass er begraben worden ist; und
dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift; 5 und dass er gesehen worden ist von
Kephas [= Petrus], danach von den Zwölfen [= den Jüngern]. … 11 … so predigen wir und so habt ihr
geglaubt. (1 Kor 15,3b-5+11b)
Das ist die Botschaft oder Information, die der Glaube für wahr hält.
Jetzt gibt es einige Informationen, die haben keine Auswirkungen auf mein Leben. Sprichwörtlich ist das Fahrrad geworden, das in China umfällt: „Das interessiert mich so wenig, wie wenn in China ein Fahrrad umfällt“, sagt jemand, wenn er etwas hört, was sein Leben überhaupt nicht betrifft.
Aber es gibt auch Botschaften oder Informationen, die haben unmittelbar wenn ich sie höre, eine Auswirkung auf mein Leben: Wenn der Richter zum Angeklagten sagt: „Sie sind frei gesprochen“. Oder wenn der junge Mann zur jungen Frau sagt: „ich liebe dich“. Oder auch – negativ - wenn der Arzt zum Patienten sagt: „Wir haben da bei Ihnen was festgestellt“. Für alle drei den Angeklagte, den Patienten, die junge Frau bleibt - wenn sie das für wahr halten - nichts beim Alten. Das alles sind lebensverändernde Informationen. Und so ist auch die Botschaft, dass Christus für unsere Sünden gestorben, begraben und am dritten Tage auferstanden ist, eine Information, die das Leben verändert:
Ich halte für wahr, dass Jesus Christus alles, was mich von Gott trennt, auf sich genommen hat, dass er gestorben ist, weil ich ihm mehr bedeute als sein eigens Leben und dass der Weg jetzt frei ist zu einem Leben – einem ewigen Leben - mit Gott.
Und mit einem Schlag – bei manchen mit einem Schlag, bei anderen langsam über eine längere Zeit hinweg – stehe ich in einer neuen Wirklichkeit. „Da zog er seine Straße fröhlich“ (Apg 8), heißt es in der Apostelgeschichte von einem, der die gute Botschaft von Jesu Christus als wahr erkannt hat. Martin Luther beschreibt diese Erkenntnis so: „Da fühlte ich mich ganz und gar neu geboren und durch offene Pforten in das Paradies selbst eingetreten“.
Mein zweiter
Gedanke: Glaube bedeutet in der Beziehung
zu Gott leben
Der Glaube schenkt die Wirklichkeit der Liebe Gottes.
„Gott ist in mich verliebt! – großes Ausrufezeichen“ hat einmal ein junger Christ ganz begeistert in sein Tagebuch geschrieben. Und es stimmt: Den Glauben kann man am besten mit einer Liebesbeziehung vergleichen – und das macht die Bibel auch ganz oft. In einer Liebesbeziehung, da funkt es am Anfang mehr oder weniger heftig; gegenseitige Liebe und gegenseitiges Vertrauen entstehen. Aber dann müssen sich die Liebe und das Vertrauen in der Praxis / im Alltag bewähren. Das ist ein Lernprozess in der Partnerschaft wie im Glauben. In der Theorie ist alles klar: Wir lieben und vertrauen uns. Das gilt es aber dann in den vielen Situationen aus denen unser Leben besteht in den Gedanken, den Worten, den Begegnungen, in den Höhen dun Tiefen in die Wirklichkeit / in die Praxis zu überführen.
Zum Unterscheid zwischen Theorie und Praxis eine kleine Geschichte:
Ein Lehrer fordert seine Schüler auf Experimente zu verschiedenen Themen des Physikunterrichts vorzubereiten und dann der ganzen Klasse zu präsentieren. Zwei Schüler bekommen das Thema „Pendel“. Als sie mit ihrer Präsentation dran sind, befestigten sie an der Zimmerdecke zwei starke Seile, und hängen daran ein Gewicht aus Eisen – so fünf Kilo. Das ist das Pendel. Dann erklären sie: Wenn man ein Pendel von einem bestimmten Punkt aus loslässt, kann es – nach den Gesetzen der Physik - unmöglich weiter zurück schwingen als eben bis zu diesem Punkt, von dem aus es gestartet ist. Der Lehrer nickte zustimmend. Um das zu beweisen, bitten sie aber jetzt den Lehrer, sich ins Zimmer zu stellen. Fünf Zentimeter vor seiner Nase lassen sie das Pendel los. Das Fünf-Kilo-Eisen-Gewicht saust durchs Klassenzimmer, dreht am Wendepunkt um und kommt zurück – direkt auf das Gesicht des Lehrers zu. Und - er zieht den Kopf weg. - In der Theorie war ihm klar: „Das Pendel kann mich unmöglich treffen“. Aber in der Praxis hat er sich dann doch anders verhalten.
Ich denke, genauso ist es auch oft mit dem Glauben. Ich weiß eigentlich, dass ich Gott vertrauen kann, dass er mich begleitet und hält, auch in der schwierigen Situation, in der ich mich vielleicht grade befinde. Trotzdem bekomme ich es mit der Angst zu tun und schiebe Panik, also ob ich allein wäre. So leben, als ob es Gott nicht gäbe - das ist Unglaube. Im Glauben leben heißt: Im Vertrauen leben, dass es Gott gibt.
Das beste Beispiel dafür ist Jesus selbst. Sie kennen vielleicht die Geschichte als Jesus mit seinen Jüngern im Boot auf dem See unterwegs ist. Er ist müde und legt sich schlafen. Da kommt ein fürchterlicher Sturm auf. Das Boot schwankt, bei jedem Wellenschlag schwappt mehr Wasser über die Reling. Die Jünger bekommen Panik, Todesangst überfällt sie. Und Jesus schläft einfach weiter. - Das ist gelebter Glaube. Die Gegenwart Gottes ist für ihn absolut real. Und außerdem weiß er, dass er hier nur auf der Durchreise ist, deshalb kann er völlig entspannt schlafen mitten im Sturm.
Ich denke, das ist ein Ziel des Lebens im Glauben: Dass die Gegenwart Gottes zu einer mich immer begleitenden Realität wird. Papst Benedikt XVI. beschreibt das in seinem Jesus-Buch so: „Das Wichtigste […] ist […], dass die Beziehung zu Gott auf dem Grund unserer Seele anwesend ist. [… Dieses] stille Anwesendsein Gottes auf dem Grund unseres Denkens, Sinnens und Seins, nennen wir das ‚immerwährende Gebet’“(S. 163). Das meint auch Paulus wenn er an die Christen in der griechischen Stadt Thessaloniki schreibt: „Betet ohne Unterlass“ (1Thes 5,17) – er meint damit genau dieses „stille Anwesendsein Gottes auf dem Grund unseres Denkens, Sinnens und Seins“. Eine klasse Formulierung von Joseph Ratzinger, finde ich.
Im Glauben leben heißt also: Gott soll in meinem Leben immer mehr zur Realität werden. Die Beziehung zu Gott soll bewusst oder unbewusst da sein egal, was ich grade tue oder wo ich grade bin. Im Glauben leben heißt: Immer mehr mein Leben in Gottes Hände zu legen, weil ich erfahre, dass Gott diese Hände vertrauenswürdig sind.
Der Dritte Gedanke: Im
Glauben Leben heißt aus Glauben leben
Ich finde es ganz wichtig zu sagen, dass Christen beim Leben im Glauben nie ans Ziel kommen in dem Sinn dass ihr Leben jetzt ganz von der Gegenwart Gottes durchdrungen ist oder dass sei Gott vollkommen vertrauen. Das gibt es nicht. Christen sind hier immer nur auf dem Weg – auf dem Anfang des Weges. Den vollkommenen Glauben – die ungetrübte Gemeinschaft mit Gott, den gibt es erst, wenn Wir Gott von Angesicht zu Angesicht sehen in der neuen Welt Gottes.
Ich finde in diesem Zusammenhang interessant, was Martin Luther – der Reformator, ein ganz großer im Glauben – über seinen Glauben sagt. Er schreibt:
„Mir ist es bisher
wegen angeborener Bosheit und Schwachheit unmöglich gewesen, den Forderungen
Gottes zu genügen.
Wenn ich nicht glauben
darf, dass Gott mir um Christi willen dies täglich beweinte Zurückbleiben
vergebe, so ist es aus mit mir!
Ich muss verzweifeln.
Aber das lass ich bleiben. Wie Judas an den Baum mich hängen, das tue ich nicht.
Ich hänge mich an den Hals oder Fuß Christi wie die Sünderin. Ob ich auch noch
schlechter bin als diese, ich halte meinen Herrn fest.
Dann spricht er zum
Vater: Dieses Anhängsel muss auch durch.
Es hat zwar nichts
gehalten und alle deine Gebote übertreten, Vater, aber er hängt sich an mich.
Was will's! Ich starb auch für ihn. Lass ihn durchschlupfen.
Das soll mein Glaube
sein!“ (Martin Luther, nach Kühner Textarchiv, Nr. 130)
Oder auf der Grabplattte von Christian Gottlob Pregizer - einem Prediger, der die Kirche und Sonntagnachmittags die Scheunen in Haiterbach voll gemacht hat mit Zuhörern – steht: Hier ruht ein Bettler, den die Gnade suchte.
Es ist ernüchternd: Beim Leben im Glauben werden wir es zu keiner Meisterschaft bringen. Aber, ich denke das ist auch eine falsche Motivation. „Höher, Schneller, Weiter“ hat im Glauben nichts verloren. Die Motivation zu einem Leben im Glauben kann nie irgendeine Form von Leistungsdruck, von „Du sollst“ sein. Dann wird das Leben im Glauben zum Krampf.
Dann geht’s einem bald wie dem da: Folien zeigen (Karikatur aus Andreas Malessas Frommdeutschen Wörterbuch, S. 22f)
Ich denke, im Glauben leben kann auf Dauer nur wer aus dem Glauben lebt. D.h. der, der in der Beziehung mit Gott nicht in erster Linie gibt, sondern vor allem empfängt; der Gott braucht, der auf Gottes Liebe angewiesen ist, dem etwas fehlt, wenn Gott nicht da ist.
Xavier Naidoo singt in einem seiner Lieder: „Alles, was zählt ist die Verbindung zu dir und es wäre mein Ende, wenn ich diese Verbindung verlier“. Aus dieser Liedzeile spricht Leben aus dem Glauben. Und auch aus der Antwort der Jünger. Jesus fragt, als viele seiner Anhänger sich von ihm abwenden: „Wollt ihr auch weggehen?“ Und die Jünger antworten: „Ach Herr, wohin sollen wir denn gehen, du hast doch Worte des ewigen Lebens für uns“ (Joh 6,68)
Wenn uns Jesus Christus Menschen zu einem Leben im Glauben, zu einem Leben in der Nachfolge aufruft, dann will er nicht irgendwas von ihnen haben, dann will er sie selbst. Er braucht uns nicht als Anhänger oder Mitarbeiter oder in irgendeiner anderen Funktion. Sondern wir sind ihm als Personen wichtig. Er will mit uns zusammen sein, will uns beschenken mit seiner Liebe und Zuwendung. Und das einzige, was er will, ist das wir diese Liebe erwidern. Diese Liebe bleibt allerdings nicht ohne Auswirkungen im Denken, Reden, und Tun – aber das ist, glaube ich, das Thema vom nächsten Mal, dem will ich nicht vorgreifen.
Und der vierte und
letzte Gedanke: Ein Leben im Glauben kann man einüben
Glaube ist Beziehung zu Gott, und genauso wie eine Beziehung zwischen zwei Menschen gepflegt werden muss, damit sie lebendig bleibt und nicht einschläft, so braucht auch der Glaube den Kontakt zu Gott. Das Leben im Glauben gewinnt im dem Maß an Intensität, in dem man die Beziehung zu Gott pflegt.
Es gibt so ein paar Eckpunkte, ein paar Dinge, die zu einem Leben im Glauben, zu einem Leben in der Beziehung mit Gott dazugehören. Damit möchte ich schließen. Dabei ist Jesus das Vorbild, der ja wie kein andere als Sohn Gottes die Beziehung zu seinem Himmlischen Vater gelebt hat.
Das erste: Jesus war
ein Hörender
Bevor Jesus sein öffentliches Wirken begonnen hat, hat er 30 Jahre lang gehört. Er war vertraut mit dem Wort Gottes, in seine Predigten und zitiert er immer wieder die Heilige Schrift.
Zum Leben im Glauben gehört das Hören auf das Wort Gottes. Hören auf das Wort Gottes kann ganz unterschiedliche Formen haben. Gottes Wort begegnet im Gottesdienst, im Hauskreis, beim Lesen in der Bibel, oder beim Lesen von geistlicher Literatur.
Egal in welcher Form: Gottes Wort ist immer etwas, was von außen kommt. Ich kann es mir nicht selber sagen. Gott ist mein Gegenüber, nicht etwas in mir. Nur im Hören kann ich ihn kennen lernen und wissen wie er ist. Wie in einer Beziehung zwischen Menschen: Wenn ich den anderen kennen lernen will, muss ich ihm zuhören.
Das zweite: Jesus war
ein Betender
Immer wieder steht in den Evangelien, dass sich Jesus zurückgezogen hat, um mit seinem Vater in der Stille zu reden. Aber er hat auch mit anderen und für andere gebetet. Im Vaterunser gewährt uns Jesus einen Blick in sein eigenes Beten. Viele Sätze, die Jesus zu seinen Jüngern oder anderen Menschen gesagt hat, beginnen mit den Worten „Amen, Amen, ich sage euch“. Mit Amen – übersetzt heißt das „so sei es“ – endet eigentlich ein Gebet. Bevor Jesus zu den Menschen geredet hat, hat er also im Stillen mit seinem Vater geredet“.
Zum Leben im Glauben gehört auch das Beten. Das Gebet ist die Antwort auf Gottes Wort. Im Gebet kann ich alles vor Gott bringen, was mich bewegt. Gebet kann auch die Stille vor Gott sein. Gebet kann heißen Denken in der Gegenwart Gottes mit der Erwartung, dass er die Gedanken lenkt.
Das dritte: Jesus war
ein Glied der Gemeinde
Er besuchte schon als Kind den Tempel in Jerusalem. Er besuchte den Gottesdienst in der Synagoge. Er war ständig in der Gemeinschaft seiner Jünger und hat diese Gemeinschaft auch gebraucht: „Meine Seele ist betrübt bis in den Tod. Bleibt hier und wachet!“, bittet er seine Gefährten in der Nacht seiner Gefangennahme.
Zum Leben im Glauben gehört also auch das Zusammensein dazu. Ich höre bei Haus-Besuchen oft den Satz: „Ich kann auch zu Hause beten“. Aber es doch seltsam, dass es seit den Anfängen des Christentums Glaube nur in Gemeinschaft gibt. Der gemeinsame Glaube an Christus, schließt die Christen zur Gemeinschaft der Glaubenden zusammen. Der konkrete Ort, wo sich das immer wieder ereignet, dass Christen zu einem Leib zusammengeschlossen werden, ist das Abendmahl. Die Gemeinschaft kann auch tragen. Ein tolles Beispiel dafür ist für mich immer wieder der Hauskreis, den Adrian Plass in seinen Tagebüchern des frommen Chaoten beschreibt. Wo sich ganz unterschiedliche Menschen ganz offen begegnen, und sich gegenseitig helfen.
Nach so einem Hauskreisabend schreibt Adrian Plass in sein Tagebuch „Es gibt Tage, an denen ich alles, was mit der Gemeinde Jesu zu tun hat, als sehr besorgniserregend und verwirrend empfinde (…). Doch als wir heute Abend in der Dunkelheit unseres Wohnzimmers saßen (…) wusste ich in meinem innersten Herzen, dass die Kirche (...) am Ende unbeschadet ihr Ziel erreichen wird, weil es in jeder Generation immer wieder ein Paar Leute wie Edwin (das ist der Hauskreisleiter) geben wird – Leute, die dann wenn (…) das religiöse Posieren und Markieren niemanden mehr täuscht, immer noch zur Stelle und bereit sind, wirklich die Lasten der kleinen Leute zu teilen, die ihnen nahe sind, treu der umwerfenden, ewigen Wahrheit, dass wir ein Leib sind, weil wir alle an einem Brot Anteil haben“.
Und schließlich: Jesus
war ein Bleibender
In allem, was Jesu getan hat, war er ein Bleibender. Er hat nicht nur ab und zu, sondern regelmäßig auf Gottes Wort gehört, mit Gott im Gebet geredet und die Gemeinschaft gesucht und gelebt.
Zum Leben im Glauben gehört auch das Bleiben, die Kontinuität dazu. Im Sport oder wenn man ein Instrument spielt, ist das eine Selbstverständlichkeit. Die Bewegungsexperten empfehlen die Formel: 3-30-130. 3 mal pro Woche Bewegung – 30 Minuten lang – mit Pulsschlag 130. Ich denke, irgendeine Form der Regelmäßigkeit ist auch für das Leben im Glauben wichtig. In Klöstern oder Kommunitäten gibt es Tagzeitengebete. Im Pietismus wird die Stille Zeit hochgehalten. Ich denke, dass hier jeder seinen eigene Rhythmus und seine eigene Form, die zu ihm passt, finden muss. Z.B. ein guter Freund von mir, er sagt: „Es ist für mich schwierig, Bibeltexte zu lesen, so dass sie mich ansprechen und was daraus mitnehmen kann.“ Deshalb ließt er regelmäßig morgens eine christliche Zeitschrift („Aufatmen“) – ich verrate jetzt lieber nicht, wo er das macht. Oder: Als ich in Stuttgart gearbeitet habe, und jeden Tag mit der S-Bahn gefahren bin, hab ich in der S-Bahn gelesen, die Bibel, christliche Bücher wie die Tagbücher des Frommen Chaoten oder auch spezielle theologische Literatur. Das hat einfach am besten in meinen damaligen Tagesrhythmus gepasst. Jeder muss eine Art und einen Rhythmus finden, der zu ihm passt, sonst wird’s zum Krampf. Da gibt es keine Regeln, die für alle gelten.
(Ich muss an der Stelle auch mal das Unterthema von heute kommentieren: „Im Glauben leben – Glaube (nur) in der Kirche – oder Glaube (auch) im Alltag?“ Mich stört da ein Bisschen das „nur“. Ich denke, die Zeiten sind vorbei, in denen der Gottesdienstbesuch zur Konvention gehört hat. Wer heute in den Gottesdienst geht, der tut das – von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen - weil es ihm ein Bedürfnis ist. Der Gottesdienst ist Zeit und Raum für die Begegnung mit Gott. Da geschieht das alles: Hören auf Gottes Wort, Begegnung und Gemeinschaft. Ich finde: Wer das ein Mal in der Woche tut, der lebt ziemlich satt im Glauben und das wird mit Sicherheit auch Auswirkungen auf seinen Alltag haben.)
Ich komme zum Schluss und fasse noch mal kurz zusammen: Im
Glauben leben heißt in der Beziehung zu Jesus Christus leben, weil ich ihn
brauche und bei ihm das bekommen, was ich nötiger als alles brauche: Liebe. Und
diese Liebesbeziehung lebe ich ganz konkret, indem ich (1) auf Jesu Wort höre,
ihm (2) im Gebet antworte, (3) mit einer Gemeinde, die in seinem Namen versammelt
ist, zusammen bin und das alles regelmäßig und kontinuierlich. Amen.